Best of… November 2007

Mein lieber Herr Gesangsverein. Es geht doch. RAW is Jericho! Smackdown is Rated R! ECW is Punk! Wenn das nicht schon alles über einen Monat aussagt, dann weiß ich auch nicht. Dreißig Tage hatte der November und am Ende des Monats ist fast ausschließlich alles anders als es vorher war. Die Liste der Ereignisse ist so lang, dass es schier unglaublich scheint, was alles in so kurzer Zeit passieren kann. In erster Linie sind es natürlich die Riege derer Gesichter, die eine ganze Weile von den Bildschirmen verschwunden waren und allesamt mit einem mehr oder weniger großen BANG wieder zurückkehrten. Smackdown bereichert seinen eintönig werdenden Main Event durch den Rated R Superstar und bringt nebenbei auch noch den besten General Manager der Brand-Geschichte zurück. Und RAW bringt uns Legenden – zwei Männer, die definitiv die nächsten Monate mit ihren Geschichten dominieren werden. Der eine hat ein offizielles Sieg-Ultimatum, der andere ein selbstgesetztes Entertainment-Ultimatum. Neben diesen ganzen Comebacks lieferte der November aber noch weiteren Zündstoff. The Miz holt seinen ersten WWE Gürtel, der Undertaker verpasst Vickie Guerrero einen Tombstone und, ach ja, mit der Survivor Series fand ganz nebenbei auch noch einer der großen vier Pay-Per-Views an. Ihr merkt schon – ganz doof fand ich die vergangenen vier Wochen nicht und genau darum wird es in dieser Ausgabe gehen… Best of November 2007.

Beste Storylines und Fehden
1. Das Flair-Ultimatum
2. RAW is Jericho… again
3. Orton – HBK

Ich hatte wirklich den Glauben und die Hoffnung daran verloren, dass man Ric Flair noch seinen großen letzten Run gönnen würde – umso großartiger fand ich dann die Inszenierung um die Rückkehr des Nature Boys, um genau diesen letzten großen Run einzuleiten. Die Geschichte dahinter ist so genial wie simpel und auch wenn es mehr als offensichtlich ist, wie das Ganze enden wird, ist es trotzdem toll. Flair kommt wieder, sagt er würde so lange weiter kämpfen, bis er tot im Ring liegen würde und, mal ganz ehrlich, dem hätte ich das geglaubt. Dann kommt Vince raus und stellt Flair das Ultimatum, so lange weiter kämpfen zu dürfen, wie er siegt. Er hätte auch gleich sagen können: Ric Flair beginnt seinen letzten Run, wird regelmäßig bis WrestleMania 24 antreten und trotz der Außenseiterrolle in seinen Kämpfen jeden einzelnen davon gewinnen, um bei der großen Show einem noch zu benennenden Gegner zu unterliegen und damit seine großartige Karriere beenden. Ich mag diese Idee, es ist innovativ, liefert eine tolle Vorlage für große Momente und rückt den Nature Boy in das Rampenlicht, dass man ihm im Dezember seiner Karriere verdammt nochmal schuldig ist. Mit dem Sieg über den aktuellen WWE Champion ging es auch gleich furios los und ich bin unheimlich gespannt darauf, wie es denn weitergehen wird und wen er noch alles bis WrestleMania liegen lässt. Am liebsten würde ich Ric Flair noch einmal im Main Event sehen, wo er ähnlich wie bei seiner Titelchance zu Evolution-Zeiten in einem großartigen Titelkampf Triple H unterliegt und sich mit einer emotionalen Feier von der aktiven Bühne verabschiedet.

Dieser Wunsch konkurriert natürlich ein wenig mit dem unbedingten Verlangen, Chris Jericho im Main Event von WrestleMania sehen zu wollen. Im Fall Y2J ist das aber noch Zukunftsmusik, denn es zählt einzig und allein, dass er wieder zurück ist und den Montagabend rockt. Allein beim Gedanken an seine Comeback-Promo bekomme ich schon wieder Gänsehaut und ich knie vor World Wrestling Entertainment nieder und bedanke mich für diesen großartigen Mark-Moment. Der Fackelläufer wird niedergeschlagen und man sieht eine Person von hinten, die mehr als offensichtlich Chris Jericho ist. Und obwohl es jedem klar war, dass dies an diesem Abend passieren würde, war die endgültige Bestätigung einer der geilsten Momente des laufenden Wrestling-Jahres. Bei seinem ersten Auftritt bei World Wrestling Entertainment stand Jericho mit seiner geballten Arroganz gleich The Rock gegenüber und auch bei diesem Anlauf bekommt er mit Randy Orton sofort den perfekten Gegner vorgesetzt. Der Code erscheint, aus X wird Y und aus 9 wird J. SAVE_US.Y2J – Countdown ab zehn zum typischen Jericho-Countdown-Geräusch, die Menge tobt, es schallt „Y2J! Y2J! Y2J“, eine Explosion, ein Hinterkopf, die Drehung, das Grinsen und die geballte Ladung Gänsehaut. Es ertönte schließlich der Satz, auf den ich seit so langer Zeit gewartet hatte und RAW war endlich wieder Jericho. Über die Klasse der Promo gegen Orton brauche ich wohl keine Worte verlieren. Unbeantwortet bleibt nur noch die Frage, ob es so geschickt ist, Chris Jericho direkt in den Main Event zu stellen und ins unmittelbare Titelrennen eingreifen zu lassen. Am Ende kann momentan aber nichts verkehrt sein, was mit Auftritten von Chris Jericho zu tun hat und von daher lehne ich mich einfach zurück, schaue zu und genieße.

Leider hat das Comeback des Ayatollah of Rock’n’Rollah aber auch Schattenseiten. Die offensichtlichste ist das mit seiner Rückkehr verbundenen abrupte Ende der Storyline zwischen Shawn Michaels und dem Legend Killer, denn die war mal richtig bombe. Randy Orton ging in den letzten Wochen dermaßen in seiner Rolle als Alphatier des RAW-Rosters auf und harmonierte absolut einwandfrei mit dem Heartbreak Kid. Die Story hatte alles was eine Fehde um den wichtigen Titel benötigt. Sie hatte einen sehr guten Start – der einstige Legend-Killer-Kick gegen Shawn Michaels, der scheinbar seine Karriere beendet hatte. Nach der glaubhaften Motivation der Fehde hat man sich dann nicht auf dieser einen Tatsache ausgeruht, sondern die Story weitergesponnen. Man ließ die Fans den Anfang der Geschichte bestimmen, indem man sie Shawn Michaels bei Cyber Sunday mangels Alternativen in den Main Event wählen ließ. Es folgte die Reihe von Superkicks und im Anschluss daran jedes Mal dieses herrlich bedröppelte Gesicht von Orton. Die Klausel für die Survivor Series klingt zwar plump und unspektakulär und doch war sie die konsequente Weiterführung dieser tollen Geschichte. Man konnte Randy Orton clean gegen den Heartbreak Kid gewinnen lassen, ohne diesen dabei zu demontieren. Blöder Weide hat man hierdurch einen klassischen Storyline-Verlängerer geschaffen, musste die Nummer aber am Folgetag kappen, weil uns Jericho plötzlich vor Orton’s Gesicht retten wollte. Schade, denn ich hätte gerne ein furioses Finale zwischen Michaels und Orton gesehen, aber hey, wenn man wiederum die Paarungen „Shawn Michaels vs. Mr. Kennedy“ und „Randy Orton vs. Chris Jericho“ liest, ist auch dieser Gram schnell vergessen.

Schlechteste Storylines und Fehden
1. Triple H, Jeff Hardy, Snitzky und Umaga
2. Carlito vs. Hornswoggle
3. ECW / Smackdown

Das größte Problem was ich mit dem Viereck um Triple H, Jeff Hardy, Umaga und Snitzky habe ist, dass ich in keinster Weise erkenne, was man uns damit sagen will und wo das Ganze hinführen soll. Das ist mein größtes Problem mit dieser Geschichte, aber lange nicht das einzige. Ein weiteres ist natürlich, dass man es tatsächlich wagt, Snitzky in eine Stoyline mit Triple H zu stecken. Das wäre fast so, als würden wir die neue Popstars-Band für Deutschland zum Grand Prix schicken. Es ist der Sache einfach unwürdig und ich bin zutiefst schockiert, das Triple H da mitspielt. In seiner Position wäre das für mich definitiv der Moment gewesen, in dem ich meine Time-Out-Karte gezogen hätte, um dem Treiben ein Ende zu bereiten. Ein weiteres Problem mit der Sache ist die Irrelevanz der Heel-Rolle in der Fehde. Man hat die Zerstörung des Umaga-Charakters nun fast komplettiert und neben ihm bei der Survivor Series auch die restliche Top-Heel-Riege aller Roster vorgeführt. Und dann hätten wir da als Problem noch Jeff Hardy, seines Zeichens Intercontinental Champion. Hardy bunkert den Gürtel und wird in Main Event Regionen gepusht, das Gold an sich spielt dabei aber nicht den Ansatz einer Rolle. Auf der anderen Seite hat man tolle Talente in der Midcard, die man über den Gürtel in großartige Storylines verstricken könnte. Marella, Carlito, Super Crazy, Charlie Haas… Naja, und das abschließende Problem, was ich mit der Geschichte habe ist der PPV-Kampf zwischen HHH und Jeff Hardy, der nicht nur keinen Sinn ergibt, sondern vermutlich in einem blöden Snitzky-und-Umaga-greifen-ein-Ende enden wird. Es ist wirklich erschreckend wie man einen prestigeträchtigen Gürtel und drei seiner stärksten Charaktere in so einer Storyline blockieren kann.

Und ich sag es nochmal – man hat eine so talentierte Midcard bei RAW, die man toll einsetzen könnte und was macht man? Man lässt Carlito für Hornswoggle jobben und in der Folgewoche gegen eine Wand laufen. Die Niederlage gegen den Little Bastard war schon unterirdisch gebookt, aber dass man das Trauerspiel in dieser Woche tatsächlich weiterführte lässt mich den Glauben an eine Rettung des Carlito-Charakters endgültig verlieren. So gerne ich ihn auch sehe, kann man es ihm wohl nicht im Ansatz verübeln, dass er sich momentan nach Alternativen auf dem Arbeitsmarkt umschaut. Hornswoggle ist zweifelsohne witzig und wesentlich langlebiger, als ich nach Auflösung der Daddy-Storyline erwartet hätte – aber der Preis, der dafür gezahlt wird , ist einfach zu groß. Der arme Carlito nimmt’s zumindest mit Fassung und lässt es über sich ergehen – dafür hat er meinen größten Respekt, denn das ist tatsächlich mal cool. Oh Mann.

Man hat nun also Smackdown und ECW zusammengelegt und so wirklichen Benefit erkenne ich noch nicht. Für mich wirkt es eher so, als wäre Smackdown nun halt eine Stunde länger, ECW hat vollständig seine Eigenständigkeit verloren. Anstatt eine schöne Fehde um den ECW World Title aufzubauen, lässt man CM Punk gegen diesen Dykstra-Kasper antreten und die ECW-Tapings von Mark Henry headlinen. Lichtblicke wie Elijah Burke und der neu getradete Shelton Benjamin sind mittlerweile die Ausnahme. Männer wie Stevie Richards, Mike Knox oder Balls Mahoney sind vollständig von der Bildfläche verschwunden, weil man ECW jetzt lieber mit Smackdown-Bruchware auffüllt. Es tut mir in der Seele weh, aber alles andere als das Ende der extremen Show kann hier keine Lösung sein. Von mir aus soll man Smackdown offiziell auf drei Stunden verlängern, die Möglichkeiten dafür hat man – aber diese Leichenschändung, die momentan stattfindet ist einfach nur ernüchternd.

Smackdown hat mit Matt Hardy’s Verletzung leider stoylinetechnisch sein größtes Zugpferd verloren – mit Edge aber frischen Wind für den Main Event erhalten. RAW rockt gewaltig und verkraftet bei der neu gefundenen Stärke auch Ausreißer wie die Snitzky- und die Carlito-Sache. RAW bekommt den Showpunkt.

Beste Gimmicks
1. Finlay
2. Hardcore Holly & Cody Rhodes
3. The Miz

Ich kann mich noch genau an den Schauer erinnern, der mir den Rücken heruntergelaufen ist, als ich auf WWE.com die Ansetzung des Matches zwischen dem Great Khali und Hornswoggle für die Survivor Series gelesen habe. Puaua – ich spür ihn jetzt sogar noch. Nach fünf Minuten verschwendeter Pay-Per-View Zeit nahm der „Kampf“ dann aber eine Wende, die mich tatsächlich überrascht hat. Finlay kam in den Ring gelaufen und half seinem kleinen Protegé, indem er den Great Khali mit der Shelallagh attackierte. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Verbindung zwischen dem großen und dem kleinen Iren nur noch historisch begründet zu sein schien. Nicht nur, dass man Hornswoggle endlich wieder zu Smackdown ziehen konnte (abgesehen von dieser Carlito-Sache, ihr erinnert Euch), man macht mit Finlay auch gerade etwas wie einen Face-Turn durch und das gefällt mir ausgesprochen gut. Sogar die Paarung Khali/Finlay klingt für mich irgendwie spannend. Zwar auf eine sehr abgedrehte Art und Weise, aber trotzdem irgendwie spannend. Ich will unbedingt erfahren, wie es mit Finlay weitergeht und ob man ihn tatsächlich als Face etablieren kann und will.

Cody Rhodes scheint sowas wie eine Charisma-Allergie zu haben und trotzdem hat man es geschafft, ihn glaubhaft und unterhaltsam in die Shows zu integrieren. Dafür meinen Respekt. Ganz besonders lobenswert ist diese Tatsache, wenn man bedenkt, dass man ihm mit Hardcore Holly jemanden an die Seite gestellt hat, der – ich sage mal – auch nicht grade vor Ausstrahlung platzt. Holly ist aber ein Name, er ist ein Veteran und ich glaube aus genau diesem Grund funktioniert die Geschichte um das Duo auch so gut. Holly wirkt authentisch in seiner Rolle, in der er Rhodes durch harte Hand führt und ihm seinen Respekt abverlangt. So oft hat man in der Vergangenheit wahllos Midcarder in Teams gesteckt, ohne das irgendwie zu begründen, da erfrischt es umso mehr, dass man mit Hardcore Holly und Cody Rhodes eine Geschichte erzählt. Das lässt sie im Tag Team Bereich einsetzen, zusätzlich aber auch ihre Singles-„Fehde“ beibehalten. Genau das erfrischt und genau das hebt das zusammengewürfelte Team aus der Masse der vielen zusammengewürfelten Teams hervor.

Was so eine Abstimmung doch alles anrichten kann… Da schafft es sogar Mike Mizanin, seines Zeichens einstige Hassfigur Nummer 1, in die Liste der besten Gimmicks. Angefangen hat es beim Cyber Sunday, als sich die Wrestlingfans dieser Welt einen Spaß erlaubten und The Miz zum No1-Contender auf den ECW World Title ernannten. Was damals witzig war, griff WWE einfach auf und gab den Fans, was sie wollte. Sie gaben ihnen The Miz. Ob das wirklich von allen so gewollt war, die einst für ihn abstimmten? Egal. Von mir sicherlich auch nicht, aber trotzdem find ich es total abgefahren, was daraus geworden ist. Miz blieb im ECW Main Event und hat bei der Survivor Series das wohl beste TV-Match seiner bisherigen Karriere abgeliefert. Nebenbei hat er mit dem Sieg über MVP und Matt Hardy auch noch sein erstes Championship-Gold bei WWE errungen und sich endgültig in die Geschichtsbücher gewrestlet. Und – auch Wochen nach dem Schockmoment beim Cyber Sunday – find ich’s immer noch witzig. Und zwar alles, was derzeit mit Mike Mizanin zu tun hat. Wahrscheinlich ist es tatsächlich ein Phänomen. Und – es funktioniert. Keine Ahnung wie, keine Ahnung warum, aber auf einmal rockt Mizanin.

Schlechteste Gimmicks
1. The Great Khali
2. World’s Greatest Tag Team
3. Chuck Palumbo

Khali kann nicht wrestlen und das konnte er auch noch nie. Das muss er aber auch nicht. Er wurde niemals eingestellt, weil er zu den großartigen Athleten dieses Sports gehörte. Nicht bei WWE und vermutlich auch nirgends vorher wo er war. Auch seine Filmauftritte hat er sicherlich nicht wegen seines schauspielerischen Talents erhalten. Aber wie gesagt: Muss er ja auch nicht. Khali ist halt groß und sieht böse aus. Das muss reichen. Und ja, es reicht. Es war also absolut okay, dass man ihn am Anfang seiner Karriere den Undertaker squashen ließ, denn genau dadurch wurden er und seine Erscheinung optimal eingesetzt. Auch der Gewinn des World Heavyweight Titles gehört in genau diese Kategorie. Khali ist ein Monster. Und in dieser Rolle ist er auch ohne Wrestlingskills eine glaubhafte Bedrohung für die Großen dieses Sports. Bei der Survivor Series stellte man ihn in ein Match gegen einen 40-Zentimeter großen Gnom. Khali gewann. Immerhin. Per DQ. Fragt mich nicht warum, aber irgendwie seh ich nicht mehr das Monster in ihm, dass er mal war.

Versuchen wir mal den zweiten Run des wrestlerisch wohl großartigsten Tag Teams der Welt zu bewerten. Hm. Ich sag mal so – der erste Run war irgendwie besser. Aber wo setze ich jetzt am besten an? Sie begannen als Team Angle und bekamen allein dadurch einen großen Push. Einen verdienten Push, den sie mit jedem Kampf bei Smackdown rechtfertigten. Sie wurden Tag Team Champions, mehrfach, trennten sich von Angle und nannten sich fortan „World’s Greatest Tag Team“ und hatten damit vielleicht auch gar nicht mal so Unrecht. Dann der Split, der Push für Benjamin, die Entlassung für Haas. Schließlich kam Haas zurück und trat gleich gegen seinen alten Partner an. Haas und Benjamin koexistierten eine Weile in der Belanglosigkeit von RAW, bis man den einzig vernünftigen Schritt wagte und die beiden wieder ins Team steckte. Man vergaß nur vollkommen, die beiden zu pushen und das WGTT war nur noch ein Schatten dessen, was sie damals im Freitags-Brand waren. Notbremse ist gezogen, Benjamin verwöhnt hoffentlich bald mit CM Punk unsere Augen und Charlie Haas ist wieder allein. WGTT, die Zweite. Das war nix.

Wie cool ich finde, dass Chuck Palumbo wieder zurück ist. WWE hat in den vergangenen Jahren viele Männer vor die Tür gesetzt und bei vielen dieser Männer würde es mich in keinster Weise wundern, wenn man sie mal wieder zurückholt. Betrachtet man Chuck Palumbo und was er bisher bei WWE geleistet hat, verwunderte es mich doch sehr, dass es grade er war, den man erneut unter Vertrag nahm. Um das Image seines letzten Runs bei WWE vergessen zu machen, verpasste man ihm ein hartes Biker-Gimmick und ließ ihn in bester Undertaker-Manier mit dem Bike Smackdown unsicher machen. Mit Chris Masters hat sich auch schnell ein ähnlich bedeutungsloser Gegner gefunden und es schien echt was aus dem neuen Palumbo-Run zu werden. Tja, Masters schluckte das falsche Zeug zur falschen Zeit und Chuck stand ohne Gegner da. Dumm gelaufen. Bei der letzten Smackdown Ausgabe hat Chuck Palumbo clean gegen Jamie Noble verloren. Muss ich dazu noch was sagen?

Ich mag, wie man Miz und Morisson einsetzt, ich vergöttere MVP und Matt Hardy und bin begeistert von Edge und einem Teddy Long auf Zeit. Der Showpunkt für die Gimmicks geht an Smackdown/ECW.

Wrestler des Monats
1. Chris Jericho
2. Randy Orton
3. Jeff Hardy

Zwar hat Jericho nur einen einzigen Kampf im November bestritten und doch war kein Name mehr in aller Munde, als der seine. Seit Wochen, seit Monaten spricht die gesamte Wrestlingwelt nur von diesem einen Comeback und im November war es dann endlich soweit. Neues – gewöhnungsbedürftiges – Outfit, großartige Promo und der direkte Sprung in den Main Event. Das ist Chris Jericho und es war seltener wahrer, das RAW derzeit definitiv Jericho ist. Ich bin sehr gespannt, ob man das Potential, das Y2J mitbringt dieses Mal auch wirklich ausnutzen wird oder ob er dem Main Event in gewohnter Manier nach einem kurzen Monsterpush als Edeljobber dienen wird. Es wird schwierig sein, vernünftig aus der Nummer bei Armageddon raus zu kommen. Ein Titelgewinn wäre in meinen Augen viel zu früh, eine Niederlage gegen Orton im ersten wichtigen Kampf nach dem Comeback für Jericho viel zu schädlich.  Ich denke, es wird spannend und bin mir ziemlich sicher, dass Chris Jericho auch in vier Wochen in dieser Liste ganz weit oben stehen wird.

Spricht man von RAW, spricht man zwar momentan hauptsächlich von Chris Jericho – aber an einem Mann geht in diesem Zusammenhang ebenfalls kein Weg dran vorbei. Randy Orton, der Nutznießer Nummer 1 von John Cenas Verletzung beweist in beeindruckender Art und Weise, dass er bereit ist, eine Show zu tragen. Randy Orton ist vor der Kamera diszipliniert und professionell und stellt in seiner Performance so ziemlich alles in den Schatten, was in den letzten Monaten um die großen Gürtel antrat. Ich hoffe wirklich, dass es keine Klausel in Jericho’s Vertrag gibt, die ihm den Gürtel garantiert, denn das würde Orton um das berauben, was er momentan durch jede Minute, die er im TV auftritt rechtfertigt. Man kommt nicht drumherum, mit ersten konkreten Planungen für WrestleMania 24 zu beginnen und es würde mit dem Teufel zugehen, wenn der Name Randy Orton bei dieser Planung nicht in einer tragenden Rolle auftauchen würde.

Jeff Hardy erfährt wahrscheinlich momentan den Push seines Lebens und ich frage mich wirklich, wo das hinführen soll. Klar, man hat ihn für die nächste Stufe auserkoren – aber spielt man tatsächlich mit dem Gedanken, PPV’s von Jeff headlinen zu lassen? Jeff Hardy ist ein außergewöhnlicher Athlet und jedes Match mit seiner Beteiligung ist etwas ganz Besonderes, doch der Verantwortung eines Main Events kann er in meinen Augen nicht gerecht werden. Dennoch arbeitet WWE derzeit auf gerade das hin und stellt Jeff stärker dar als jemals in seiner Karriere zuvor. Die Nominierung für den Cyber Sunday war das erste Indiz, die Survivor Series war das erste markante Ereignis und Armageddon dürfte den nächsten Schritt in die beschriebene Richtung bedeuten. Ich gönne es Jeff Hardy – und doch stehe ich dem sehr kritisch gegenüber.

Jericho, Flair, Michaels, Triple H, Orton – RAW hat derzeit eines der stärksten Roster seit langer Zeit und es geht kein Weg daran vorbei, sie dafür mit einem Showpunkt auszuzeichnen.

Beste Matches und PPV-Tops
1. Punk vs. Morisson vs. Miz /Survivor Series
2. HBK vs. Orton /Survivor Series
3. Team HHH Promo /Survivor Series

Die Survivor Series begann mit einem derartigen Feuerwerk wie ich es in meinen kühnsten Träumen nicht vermutet hätte. Dass besonders Punk und Morisson in der Lage dazu sind, 5-Sterne-Kämpfe abzuliefern ist hinreichend bekannt und von beiden in ihren Karrieren hinreichend bewiesen worden. Nur ließ man sie in der Vergangenheit bei WWE ja leider nicht so wie man wollte. An diesem Abend schon. Mizanin, Morisson und Punk harmonierten unglaublich, das Publikum ging toll mit und der Shaman of Sexy hat mit seinem Split Legged Corkscrew Moonsault definitiv die Aktion des Abends hingelegt.

Selten hat ein Kampf während seines Verlaufes eine so tolle Geschichte erzählt wie das WWE Title Match bei der Survivor Series. Selten gibt es einen so klaren und spannenden roten Faden. Shawn durfte die Sweet Chin Music nicht verwenden und fuhr die großen Aufgabe-Manöver dieser Gilde auf, inklusive dem Crippler Crossface. Und genau dafür bin ich besonders dankbar. Zwar wirkte das im ersten Moment bedrückend und ein wenig skandalös – Shawn ebnete dafür aber den konsequenten Weg für die Zukunft, dass mit Chris Benoit nicht dessen Moves gestorben sind. Das Ende des Matches war ebenso großartig gebookt wie der Rest und ich war uneingeschränkt begeistert von der Performance beider Kontrahenten.

Was hab ich am Boden gelegen, als das Team um Triple H bei der Survivor Series vor ihrem Elimination Match eine Promo abhielt. Redensführer HHH machte dicke Kampfansagen und lobte die Stärke seines Teams. Dann sprach Kane an, dass er ja eigentlich immer noch ein wenig angesäuert darüber ist, dass Triple H ihn einst als Mörder und Leichenschänder verrief. Die erste selbstironische Auseinandersetzung der wohl schlechtesten Storyline der vergangenen zehn Jahre – und was macht Triple H? Er schaut etwas schelmisch umher und sagt in Kanes Richtung „Sorry for that“. Aber in Wirklichkeit wusste doch jeder, an wen diese Entschuldigung eigentlich gerichtet war. Naja, besser spät als nie. Entschuldigung angenommen.

Der Match-Punkt geht an Smackdown/ECW. Neben dem tollen ECW-Title-Match bewiesen auch der Undertaker und Batista wie unglaublich gut sie miteinander harmonieren. Aber auch RAW bot absolute Highlights und muss sich nur knapp ihren Kontrahenten vom Freitagabend geschlagen geben.

Das Überflüssigste zum Schluss
1. Series ohne Matt Hardy
2. ECW
3. Edge’s neuer Theme Song

Schlimm genug, dass Matt Hardy überhaupt aus dem Match der Survivor Series gestrichen wurde – absolut sinnfrei war allerdings die Tatsache, dass man keinen Ersatz benannte. Das Roster platzt geradezu vor Männern, die einen PPV-Auftritt verdient hätten. Am Ende raubte man den Fans nur einen weiteren Star und verwehrt einem jungen Wrestler einen Auftritt auf einer großen Bühne.

Ja, das Ende ist nah und mittlerweile denke ich, dass das auch echt gut so ist. Niemand profitiert mehr von der Existenz der ECW-Show und es ist einfach an der Zeit das einzusehen. Mit der XFL bewies McMahon, dass er auch Fehler eingestehen kann und Misserfolge als solche erkennt und akzeptiert. Bei der ECW wäre dieser Punkt nun auch gekommen.

Edge’s altes Theme gehörte in meinen Augen zu den mit Abstand besten Themes im gesamten Kader von World Wrestling Entertainment. Sicherlich ist auch sein neues Theme ein guter Song, die Klasse seines Vorgängers erreicht es aber in keinster Weise.

Unterm Strich

Ein vollgepackter Monat voller Ereignisse ist zu Ende und ich bin ein absoluter Fan dessen, was ich in den vergangenen 30 Tagen von WWE vorgesetzt bekommen habe. Jericho sorgte für den Mark-Out des Jahres, mit dem Flair-Ultimatum hat man etwas ganz Großes begonnen. Edge bereichert die Smackdown-Shows zum genau richtigen Zeitpunkt und als bekennender Teddy-Long-Fan hab ich jetzt natürlich noch einen Grund mehr, die Smackdown-Shows zu lieben.

Nach Showpunkten geht der November 2:2 unentschieden aus.

Die Armageddon-Card liest sich jetzt schon wie die Karte eines Gourmet-Restaurants und ich habe das Gefühl, dass man das Jahr 2007 nochmal mit einem großartigen zwölften Monat beschließen wird. Die Rückkehrer werden frischen Wind in die Shows bringen und ich freue mich wie ein kleines Kind auf die kommenden Wochen. RAW is Jericho! Smackdown is Rated R! ECW is Punk! Wenn das nicht schon alles über einen Monat aussagt, dann weiß ich auch nicht.

Ich wünsche Euch viel Spaß bei Armageddon, schöne Weihnachtsfeiertage und wie immer natürlich eine gute Zeit!

Ben